Die bekannteste und bedeutendste Art bei den Weihnachtsbäumen ist die Nordmann-Tanne. Wo kommt sie her, und warum hat die Herkunft so große Bedeutung? 1838 entdeckte der finnische, ehemals in Odessa lehrende Zoologe und Botaniker Alexander von Nordmann (1803 – 1866) im Kaukasus die später nach ihm benannte Nordmann-Tanne. Schon wenige Jahre später wurden die ersten Nordmann-Tannen nach Westeuropa eingeführt.
Der Kaukasus ist ein 1.100 km langes Hochgebirge nordöstlich bis östlich des Schwarzen Meeres und erstreckt sich über Russland, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und die Türkei. Die Herkünfte der Nordmann-Tanne aus Georgien mit den regionalen Gebietsbezeichnungen Ambrolauri-Tlugi und Borjomi-Nedzwi sind am bekanntesten. Zur Zeit können aber in großen Teilen des Gebietes Borjomi keine Zapfen gepflückt werden, da es zu einem Nationalpark erklärt wurde. Dem südrussischen Kaukasus entstammen z. B. die Sorten Apsheronsk und Arkhyz, aus der Türkei kommt die Sorte Artvin-Savsat. Bereits innerhalb der relativ überschaubaren Fläche des Kaukasus verfügen die einzelnen regionalen Herkünfte über erhebliche Unterschiede.
So bestimmen z.B. die Höhenlagen der Herkunftsregion, wie früh oder spät Bäume in unseren nordeuropäischen Plantagen austreiben und somit, wie groß das Risiko ist, dass junge Triebe im Frühjahr durch Spätfröste geschädigt werden. Je höher die Lage, aus der das Saatgut für die Pflanzen geerntet wurde, desto früher treiben die daraus gewonnenen Pflanzen bei uns aus. Bei Tests im Münsterland trieben Nordmann-Tannen türkischer Herkunft um den 1. Mai aus, die Südgeorgier und Borjomi folgten ungefähr um den 10. Mai, Ambrolauri-Herkünfte um den 20. Mai. Herkünfte aus Südrussland wie die Apsheronsk oder die Tschemschugi kamen erst um den 30. Mai aus ihrem Winterschlaf. Das kann natürlich in anderen Regionen anders sein, die Tendenz des früheren oder späteren Austriebs bleibt aber ähnlich. Daher sollte man für frost- und spätfrostgefährdete Kulturlagen Pflanzen aus Saatgut von Höhenlagen nicht über 1.200 Metern wählen.
Mit der Herkunft und der Genetik des Pflanzgutes sind aber auch andere Eigenschaften verbunden. Bäume der Herkunft Ambrolauri-Tlugi z.B. sind meist breit und haben etwas längere Nadeln. Herkünfte aus Arkhyz haben eher ein schmaleres Wuchsbild, aber kürzere Nadeln und weniger Fülle. Herkünfte aus Apsheronsk sind vom Habitus schmal bis mittelbreit mit längeren Nadeln, aber weniger Fülle. Diese individuellen Eigenschaften können sich durch die Bodenbeschaffenheit in den Plantagen, den Niederschlag oder das Düngeverhalten sehr unterschiedlich auswirken.
Die Herkunft des Saatgutes hat also große Bedeutung. Um eine Herkunftsidentifizierung zu sichern und die Qualität des Saatgutes zu überprüfen, können Baumschulen das Saatgut z.B. zum Institut Isogen nach Göttingen schicken. Hier werden anhand von Isoenzym-Genmarkern die Gene mit vor Jahren in allen Zapfenpflückgebieten gesammelten Referenzproben verglichen und damit können die Herkunft sowie die Keimfähigkeit des Saatgutes festgestellt werden.